Fachartikel: 10 Schritte um Ängste zu besiegen
Sie schnürt uns die Kehle zu, hinterlässt feuchtnasse Hände und beschleunigt unseren Herzschlag. Sie sitzt uns im Nacken. Jeder kennt sie. Jedem ist sie schon einmal begegnet: Die Angst.
Doch was ist eigentlich Angst? Ist es ein überzogener Respekt, ein Schutz, ein Ballast, etwas was ich nicht brauche und mich frage, warum diese Blockade da ist?
Angst ist ein Gefühl, welches sich als bedrohliche Situation oder als besorgniserregende, Unlust betonende Erregung äußert. Angst ist etwas Natürliches, etwas Menschliches. Manch einer sagt, das ist so und gehört zu mir und gut ist. Dennoch können wir ihr nicht die Oberhand über unser Denken gewähren. Unsere Entscheidungen sollten weites gehend frei von Angst gefällt werden oder/und bewusster als jemals zuvor als einen Teil in uns verstanden werden, der eine Aufgabe, ja sogar eine Daseinsberechtigung hat.
In diesem Artikel gehe ich auf die verschiedenen Arten von Ängsten ein. Ich werde Ihnen wie in jedem monatlichen Fachartikel die Ergebnisse meiner neusten Umfrage darlegen und Ihnen am Ende zehn Rezepte mit auf den Weg geben, wie Sie es schaffen Ihre Ängste zu besiegen. Ziel dieses Artikels ist es Ihnen Wege aufzuzeigen, wie Sie sich Ihrer Ängste bewusstwerden und an Ihnen arbeiten.
Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit, da schon allein die Beschäftigung mit den Arten der Angst Seiten füllen würde und ich sensibilisieren möchte. Dies ist ein Coachingansatz mit den verschiedensten Elementen aus dem systemischen Coaching und dem NLP.
An dieser Stelle auch nochmal ein riesiges Dankeschön für die rege Teilnahme an der Umfrage und die zahlreichen, sehr ausführlichen Antworten. Einigen von Ihnen ist es bereits gelungen. Sie haben über Ihre Ängste triumphiert. Welche das waren, werde ich im Folgenden aufzeigen.
Die Top-Antworten auf meine Frage „Haben Sie schon einmal eine Angst besiegt? Wenn ja, welche?“ lauteten:
- „Die Angst vor einer großen Menschenmenge zu sprechen.“
- „Ich habe meine Höhenangst besiegt.“
- „Ich hatte Angst zu versagen.“
- „Aufgrund schlechter Erfahrungen hatte ich Angst Auto zu fahren.“
- „Früher litt ich unter Prüfungsangst.“
Arten von Ängsten
Es gibt verschiedenste Arten von Ängsten, denen Ihre spezifischen Ängste zugeordnet werden:
- Isolierte Phobien: Die Angst richtet sich in diesem Fall speziell auf ein Ding oder eine Situation. Die Angst vor Spinnen, Schlangen oder Hunden zählt zu den isolierten Phobien, genauso wie die Höhen- oder Flugangst.
- Soziale Phobien: Die Grundlage dafür ist der Umgang mit anderen Menschen. Sie fürchten sich vor negativen Reaktionen und dem Urteil Anderer. Allerdings kann eine soziale Phobie auch auf sich selbst bezogen sein. Beispiele hierfür wären die Angst vor großen Menschenmengen zu sprechen oder die Angst, welche Rolle man selbst in einer Gruppe einnimmt.
- Generalisierte Angst: Beständige Ängste und sorgenvolle Gedanken, was alles Schlimmes passieren könnte, deuten auf das generalisierte Angstsyndrom hin. Die Furcht geliebte Menschen zu verlieren oder selbst eine Krankheit durchleiden zu müssen, sind nur zwei Beispiele dafür. (vgl. HEXAL AG: Formen der Angst: Übersicht, Holzkirchen 2016.)
Damit kommen wir zur zweiten Frage der Umfrage. „Hat Angst etwas Positives, wenn ja was?“ Die häufigsten Antworten lesen Sie hier:
- „Angst schützt uns vor Gefahr.“
- „Angst lässt uns innehalten, Optionen abwägen und noch einmal nachdenken.“
- „Angst lässt uns umsichtiger sein.“
- „Angst sorgt für Wachsamkeit im Alltag.“
- „Angst kann unglaubliche Energien freisetzen.“
Viele von Ihnen beantworteten die Frage differenziert. Häufig höre ich in meinen Vorträgen und auch bei den Aussagen, dass an der Angstsituation selbst nichts Positives sei, die Beschäftigung oder Bekämpfung der Angst hingegen schon.
7 Grundängste und ihr Wunsch zur Entfaltung
Es existieren beim Menschen sieben Grundängste im Zusammenhang mit unserer Selbstverwirklichung:
- Angst vor Haltlosigkeit: Sie brauchen Halt und fürchten sich davor, dass dieser Halt wegbrechen könnte. Sei es eine gewohnte Situation oder ein wichtiger Mensch. Konzentrieren Sie sich auf sich und seien Sie achtsam, so verhindern Sie Zerstreuung und Verwirrung.
- Angst vor Wertlosigkeit: Sie lässt uns an unseren eigenen Stärken zweifeln. Wir fürchten uns davor nicht gut genug, nicht wertvoll genug, zu sein. Aber die Angst sorgt auch dafür, dass wir lernen den Augenblick mehr zu wertschätzen und damit auch das eigene Ich.
- Angst vor Überforderung: Eine Aufgabe erscheint Ihnen unlösbar? Sie fürchten sich vor dem ständigen Druck immer besser zu werden? Dies kann durch die Übernahme von Aufgaben im Privaten bekämpft werden. So lernen Sie Ihre eigenen Stärken kennen und entwickeln Führungskompetenzen.
- Angst vor Unzulänglichkeit: Ständiger Perfektionismus und der damit verbundene Druck lässt Sie an Ihrer Kompetenz zweifeln? Besiegen Sie diese Angst am besten mithilfe geliebter Menschen, die Ihnen den Glauben an sich selbst zurückgeben.
- Angst vor Kontrollverlust: Sie ist eine der größten Ängste in unserer Leistungsgesellschaft. Besonders Führungskräfte werden von ihr geplagt. Machen Sie sich frei von Einschränkungen und Fremdbestimmung. Alles, was Sie geschaffen haben, können Sie auch erneut schaffen.
- Angst vor Sinnlosigkeit: Das Verstehen des eigenen Handelns und die Richtigkeit Ihrer Entscheidungen bewahren Sie vor der Sinnlosigkeit. Job, Geld und Status haben keinen Sinn, wenn Sie zum Selbstzweck werden.
- Angst vor Integritätsverlust: Sie haben Angst Ihr Gesicht zu verlieren? Vor sich selbst, in einer Partnerschaft oder im Beruf? Dann machen Sie sich bewusst, dass es okay ist verletzlich zu sein und besinnen Sie sich auf sich selbst. Wie wollen Sie Ihr Gesicht im Job wahren, wenn es Ihnen nicht vor sich selbst gelingt? (vgl. Mahr, Monika: Die sieben Grundängste und die Sehnsucht der Seele nach Entfaltung, 2012.)
Wenn ich Ihnen sage „Zum Glück haben Sie Angst“, werden Sie wahrscheinlich an meinem Geisteszustand zweifeln. Ängste können tatsächlich positive Effekte erzielen.
Die Top-Antworten zur Frage „Was braucht man um Angst zu besiegen?“ fielen wie zu erwarten war, sehr unterschiedlich und abwechslungsreich aus:
- „Es braucht Mut. (Hier waren Sie sich beinahe zu 100 % einig.)“
- „Vertrauen in sich selbst, seine Fähigkeiten und Stärken kann Ängste besiegen.“
- „Das Wissen um die eigenen Ängste ist essenziell.“
- „In besonders schweren Fällen ist professionelle Unterstützung nötig.“
- „Konfrontation führt zur Abschwächung der Angst.“
- „Man sollte die Bereitschaft besitzen an sich selbst zu arbeiten.“
Der letzte Punkt ist in meinen Augen einer der wichtigsten. In erster Linie helfen Sie sich selbst. Sie dürfen sich Ihrer Ängste bewusstwerden und an Ihnen arbeiten. Aber natürlich sind Sie nicht auf sich allein gestellt, Motivatoren, wie die Familie oder Freunde, stehen Ihnen bei. Viele von Ihnen nannten auch Therapeuten, Trainer oder die Fachliteratur als Helfer gegen die eigenen Ängste.
Dass Sie bereits Wissen darüber besitzen, wie Sie Ihre Ängste bekämpfen können, wurde durch Ihre Antworten deutlich. In meinen 10 Schritten zur Besiegung der Angst, gebe ich Hinweise, wie Sie noch besser mit Ihren Ängsten umzugehen lernen.
So besiegen Sie Ihre Ängste wirklich:
- Mut und Offenheit: Nehmen Sie sich Ihrer Ängste an und stellen Sie sich den unangenehmen Situationen. So gehen Sie bewusst damit um und können daran arbeiten. Kaufen Sie sich ein Buch oder starten Sie ein Onlinetagebuch, um Ihre Gedanken niederzuschreiben (Beispielsweise http://www.monkkee.com/de/).
- Wissen über die Angst: Informieren Sie sich und tauschen Sie sich mit Gleichgesinnten über Ihre Ängste aus. Je mehr Sie über Ihre Ängste wissen und darüber sprechen, desto leichter sind sie zu besiegen. Verstehen ist für viele ein Weg zur Sensibilisierung.
- Akzeptanz: Nehmen Sie Ihre Ängste an. Sie sind ein Teil von Ihnen. Verdrängung und Verleumdung bringen Sie nicht weiter, denn damit verleumden Sie einen Teil ihrer Persönlichkeit. Wie ein kleines Kind, welches in der Ecke stehen muss. Was glauben Sie was dieses irgendwann macht? Genau, ausbrechen und bocken, immer dann wenn sie nicht damit rechnen und gebrauchen können. Akzeptanz kommt vor Veränderung.
- Klarheit: Reflektieren Sie Ihre Ängste kritisch. Verschaffen Sie sich Klarheit und damit einen anderen Blickwinkel. Was ist vielleicht gut an dieser Angst und muss Sie überhaupt bekämpft werden? Wenn ja, können Sie die Furcht selbst besiegen oder benötigen Sie professionellen Beistand?
- Alles darf, nichts muss: Dieser Ausspruch hat seinen Ursprung im NLP, dem Neuro-Linguistischen Programmieren. Ersetzen Sie „müssen“ durch „sollen“, „sollen“ durch „können“ und „können“ durch „dürfen“. Spüren Sie die Wirkung dieser Wörter? Setzen Sie sich selbst nicht unter Druck. Ihre Ängste werden nicht von einen auf den anderen Tag verschwinden und manche sind nur da, weil wir denken wir haben sie.
- Vertrauen: Glauben Sie an sich selbst und vertrauen Sie auf Ihre Stärken. Sie werden Ihre Ängste nur besiegen können, wenn Sie sich Ihrer selbst bewusst sind und sich auf sich verlassen können. Überlegen Sie, welche Eigenschaft Ihnen bei der Bewältigung der Angst hilft. Blicken Sie über den Tellerrand hinweg in andere Lebensbereiche, in denen Sie genau diese Eigenschaft besitzen und nehmen Sie die Tatsache mit, dass Sie alles haben um mutig und stark zu sein.
- Positives Denken: Was ist das Positive am scheinbar Negativen? Ängste haben immer auch etwas Positives. Überlegen Sie, wie Sie Ihre Ängste für sich nutzen können. Was hat es positives Angst zu haben? Was wäre negativ, wenn sie diesen Freund, diese Angst nicht mehr hätten?
- Opferrolle verlassen: Denken Sie lösungsorientiert. Was wollen Sie wirklich? Halten Sie sich Ihr Ziel klar vor Augen und verharren Sie nicht in der Opferrolle. Sie haben die Macht Ihre Ängste zu besiegen.
- Der Telefonjoker: Behalten Sie immer eine Lösungsmöglichkeit in der Hinterhand. Welche Charaktereigenschaft hilft Ihnen gegen die Angst und welche Person in Ihrem Umfeld besitzt genau diese Eigenschaft? Suchen Sie sich ein Vorbild. „So-tun-als-ob“ ist ein bewährtes Modell aus dem NLP, welches wir von Kindesbeinen an verinnerlicht haben. Leider nutzen wir es viel zu selten und dann auch eher unbewusst. Eine fantastische Möglichkeit.
- Trainieren Sie: Der Umgang mit der Angst kann trainiert werden. Beruhigungstechniken oder die Kontrolle von Atmung und Puls können erlernt werden. Greifen Sie auf Ihr Vorbild, einen Trainer, Coaches oder Bücher zurück. Üben Üben Üben. Erst im Geiste und dann real.
Ich hoffe sehr, Ihnen mit meinen 10 Schritten die Angst etwas näher gebracht zu haben. Vielleicht mehr Bewusstsein geschafft zu haben, denn manchmal haben wir mehr Angst vor der Angst. Haben Sie noch weitere Anmerkungen zu diesem Thema? Dann hinterlassen Sie mir gern einen Kommentar oder schreiben mir.
Ich freue mich auf unseren Austausch!
Ihr
Daniel Hoch
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Ein schöner Artikel, der einen guten Überblick über das Thema “Ängste” vermittelt. Der schwierigste Schritt scheint der Punkt “Vertrauen (zu erlangen)”. Hier muss man einen Vertrauensvorschuss geben, um positive Erfahrungen zu machen und das ist nicht immer einfach.
Lieben Gruß.
Sebastian